Am 09. September 2025 gab es in der neu renovierten Turnhalle unserer Schule ein Wiedersehen der besonderen Art für Heinz Lüdde, der als junger progressiver Lehrer im Herbst 1969 auf fragwürdige Art entlassen worden war.
Das hatte an unserer Schule (und stadtweit) damals zu intensiven Auseinandersetzungen zwischen einem großen Teil der Schülerschaft, unterstützt von einem Teil der Elternschaft, und dem Schulleiter (ehemaliges Mitglied von NSDAP und SA), unterstützt von der Lehrerschaft und einem anderen Teil der Elternschaft geführt:
- Vollversammlung in der TH (wo wir uns am 09. September auch getroffen haben…),
- Schulstreik von ca. 200 Schülerinnen und Schülern (Reaktion damals: massenhaft angedrohte Schulverweise – Schulstreik war etwas völlig Neues und wirkte wohl wie ein Vorbote der Anarchie…),
- Teach-Ins und andere -Ins,
- Demonstrationen und Straßenblockaden auf dem Luisenplatz,
- Flugblattaktionen,
- nächtliches Anbringen von Parolen in der GBS bis hin zur massiven Störung des Festakts zur Verleihung des Büchnerpreises
Kurz: Der Wind von ’68‘ wehte damals auch in Darmstadt und an unserer Schule ziemlich kräftig, und das nicht ohne Grund bzw. Anlass…
Nun ist Heinz Lüdde nach 56 Jahren wieder nach Darmstadt gekommen, auch an die GBS, die damals für kurze Zeit ’seine‘ Schule gewesen ist. Anlass ist, dass Frank Schuster, Redakteur beim Darmstädter Echo, ein Buch zum Thema geschrieben hat (Titel: Büchner Sixty-Nine), in dem die damaligen Ereignisse auf Grundlage von Quellen dargestellt und romanhaft verarbeitet werden. Herr Schuster wurde seinerseits begleitet von Johannes Breckner von der Gesellschaft Hessischer Literaturfreunde e.V. als Moderator sowie von Andel Müller, der 1969 einer der Schüler war, die als ‚Rädelsführer‘ der Schule (bei ihm das LGG) verwiesen wurden und von Rainer Wieczorek, ein ehemaliger Schüler Lüddes an der GBS.

Die Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs Q1 zeigten sich sehr interessiert und auch beeindruckt von der Lesung aus dem Werk von Frank Schuster, vor allem aber von den Erfahrungsberichten der Zeitzeugen, die ihnen auf ihre Fragen hin vom Podium vermittelt wurden.
Dies lag sicher auch daran, dass die nicht mehr jungen, aber in ihrer Haltung beeindruckend jung gebliebenen und der Jugend zugewandten Gäste wie ein eingespieltes Team wirkten.
Heinz Lüdde zählt mittlerweile 89 Jahre, was ihn aber nicht daran hindert, in seiner Praxis als Psychotherapeut noch engagiert und aktiv zu sein. Er musste damals nach seinen Erfahrungen mit ‚Nazilehrern‘ und der Ministerialbürokratie neu studieren und seinen Beruf wechseln. Als er bekannte, beim Wiedersehen mit der GBS und ihrer Schulatmosphäre zum ersten Mal wieder gespürt zu haben, dass er durch die Entlassung auch etwas Wichtiges verloren hat und er gerne auch Lehrer sein würde, war dies nicht der einzige emotional berührende Moment der Veranstaltung.
Unseren Schülerinnen und Schülern wurde wirklich Geschichte zum Anfassen vermittelt, was zum Abschluss der Veranstaltung auch ganz wörtlich zu verstehen ist, denn viele scharten sich um die Gäste, sprachen, erwarben das Buch und vermutlich wurden auch einige Selfies gemacht…